UNBOUND
Eine zugängliche und flexible Residenz für Künstler:innen mit und ohne Behinderungen
UNBOUND ist Deutschlands erstes flexibles und zugängliches Residenz- und Ausstellungsprogramm für Künstler:innen mit und ohne Behinderung, die in verschiedenen Disziplinen arbeiten. Ein flexibler und zugänglicher Residenz bedeutet, dass die Künstler:innen finanziell und kreativ unterstützt werden und den Residenz an einem Ort, in einem Tempo und in einem Umfang durchführen können, der ihnen am besten passt.
Das erste Edition von UNBOUND lief von Oktober 2022 bis Juli 2023 und war von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport im Zusammenhang mit den Special Olympics gefördert, die im Juni 2023 in Berlin stattgefunden haben. Das Projekt war ein Pilotprojekt, von dem wir hoffen, dass es sich zu einem festen Bestandteil der Berliner Kulturlandschaft entwickeln wird. Am Ende 2023 werden wir ein Handbuch erstellen, um unsere Erfahrungen und das Feedback der teilnehmenden Künstler:innen zu dokumentieren.
Sechs Künstler_innen nahmen an dem Aufenthalt teil und erhielten jeweils ein Stipendium, um ein neues Werk zum Thema „Verbindung“ zu schaffen. Sie nahmen gemeinsam an einer Reihe von Kreativ-Workshops teil und erhielten eine persönliche Betreuung, bevor sie ihre Arbeiten in einer Abschlussausstellung in CLB Berlin während der Special Olympics im Juni 2023 präsentierten.
Unsere Künstler:innen in Residenz
Heike Bollig ist eine in Berlin lebende bildende Künstlerin und Kunstvermittlerin. Nach einer Lehre als Holzbildhauerin an der Berufsfachschule für Schreinerei und Holzbildhauerei in Berchtesgaden studierte Bollig von 1997 bis 2004 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München sowie Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Bolligs künstlerisches Werk umfasst verschiedene Langzeitprojekte, in denen sie sich mit Alltagskultur, Parallelökonomien und der Frage beschäftigt, welchen Einfluss der Kontext auf die Wahrnehmung von Kunst hat. Internationale Aufmerksamkeit erlangte sie mit dem Langzeitprojekt Errors in Production, das sich Fehlern in der industriellen Produktion widmet.
Credit: Stange und Spirale (Plakat), 2012, 59,4 x 84 cm, Ausstellungsansicht „Amateurism“, Heidelberger Kunstverein 2004.
Catherine Rose Evans
Catherine Rose Evans ist eine in Berlin lebende australische Künstlerin und Autorin, die in den Bereichen Fotografie, Skulptur, Installation und Text arbeitet. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die geologische Zeit und deren Überschneidungen mit unserer eigenen menschlichen Zeitspanne, die sich in unseren Körpern, ihrer Materialität und unseren Lebensgeschichten widerspiegelt, die sich vor dem Hintergrund geophysikalischer Kräfte entfalten. Ihre Arbeiten, die sie zunächst in den Naturwissenschaften und dann in der Fotografie ausgebildet hat, zeichnen sich durch eine materielle Intimität aus, die den Nutzen alltäglicher Materialien wie Felsen und Teppiche untergräbt und unsere Wahrnehmung von Licht, Gewicht, Größe und Gleichgewicht auf unerwartete Weise verändert. Nach Abschluss ihres Studiums am Victorian College of the Arts, Naarm/Melbourne, erhielt sie ein VCA Graduate Mentorship (2013) und ein Georges Mora Fellowship (2017). Sie hat zahlreiche Ausstellungen absolviert, zuletzt gewann ihre Arbeit Standing Stone den ersten Preis beim Neuköllner Kunstpreis 2020 in Berlin. Im Jahr 2022 wird sie Artist in Residence am MASSMoCA, Massachusetts, USA, sein und am ersten Berlinklusion Artist Residency Program, UNBOUND, Berlin DE, teilnehmen.
Credit: Piotr Pietrus
Rita Mazza ist eine taube, queere, freischaffende Künstlerin, Schauspielerin, visuelle Gebärdenperformerin und Tänzerin. Für ihre Hauptrolle der Sarah in God’s Forgotten Children bei der Theater Artisti Associati Company in Italien erhielt sie einige Preise. Außerdem ist Rita Mazza als künstlerische Leiterin des Festival del Silenzio tätig, einer internationalen Veranstaltung für darstellende Kunst mit dem Schwerpunkt Gebärdensprache und Taubenkunst. Sie spricht die italienische Gebärdensprache fließend sowie die deutsche, französische und International Sign. Seit 2010 lebt Rita Mazza in Berlin und arbeitet derzeit als künstlerische Leiterin und Performerin an visuellen Gebärdensprachperformances in Berlin. Mit Making a Difference verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit
Credit: Dandelion II, Sophiensaele, January 2022 (credit: Mayra Wallraff)
Born in 1979 in Stendal Dennis Meier is a Berlin based visual artist working across a variety of media including painting, wall drawings and installations and site specific works in public space. He has exhibited in both Germany and France in such recent shows as Slumber, Frontviews Berlin; Man ist nicht behindert, man wird behindert, oqbo – Raum für Bild, Wort und Ton, Appartement, Berlin; Manic 3, Maniac Episode 3, Künstlerhaus Dosenfabrik, Hamburg; retraho, betahaus, Berlin; and Painting and the like, Paris CONCRET, Paris.
https://www.instagram.com/remiemeier/
Credit: Dennis Meier
With his collages and sculptural assemblages, the Berlin artist Macks Querfeldt creates a universe of his own – he uses everyday found materials (newspaper clippings, packaging, pieces of wood, flyers with lettering and pictures), in order to lure out meaningful and meaningless levels of association through adaptations such as overpainting and gluing over in the Dada tradition, which can be quite subversive. Macks Querfeldt has participated in numerous group exhibitions in Germany and has exhibited work in a solo exhibition at Galerie Art Cru in 2020: “Launch-Na klar”.
Credit: Macks Querfeldt
Asako Shiroki (1979, Japan). Durch die Formen von Möbel- un
d Architekturfragmenten wie Stuhl, Tisch, Gitter oder Holzrahmen provozieren meine Arbeiten physische Erinnerungen an Formen und evozieren die individuellen Erinnerungen des Betrachters. Zur gleichen Zeit, während Formen konsequent als Fragmente bleiben, wird die imaginäre Funktion aufgehoben, schwebt ohne Ziel herum und verwischt die Umrisse dieser Erinnerungen. Wenn du den verschwommenen Erinnerungen jenseits des Dunstes folgst, fühlt es sich an, als wärst du an einen anderen Ort getreten, während du empfindlicher auf Geräusche, Duft, Widerstand der Luft und Farben wirst, die dir nie bewusst waren. In diesem Moment betrachten Sie das Geschehen wahrscheinlich mit einer Vogelperspektive mehr auf “Ihrer” Seite, da der Auftrieb die der Schwerkraft leicht übersteigt.
http://asakoshiroki.com/index.html
Credit: Dale Grant
Die Ausstellung
Über die Ausstellung:
The Space Between
10. Juni – 16. Juli, 2023
CLB Berlin
Was bedeutet Verbindung und was erfordert Verbindung? Wie sind wir alle als Menschen miteinander verbunden, wie verbinden wir uns mit der nicht-menschlichen Welt um uns herum und was passiert, wenn wir die Verbindung verlieren? The Space Between versammelt die Arbeiten von sechs Künstler_innen, die versuchen, diese Fragen zu beantworten. Die Ausstellung war das Ergebnis von unserem zugänglichem multidisziplinären Künstlerresidenzprogramm UNBOUND, das durch das Kulturprogramm der Special Olympics ermöglicht wurde. Die Ausstellung geht dabei von dem zentralen Konzept der Spiele selbst aus: der Verbindung. Der Grundgedanke der Spiele besteht darin, Sportler_innen mit Lernbehinderungen auf der Grundlage ihrer individuellen sportlichen Talente zusammenzubringen und sie gleichzeitig als Team von Mitwirkenden zu verbinden. Diese Solidarität ist notwendig, um Medaillen zu gewinnen, genauso wie die Solidarität zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen notwendig ist, um sich dem alltäglichen Ableismus zu widersetzen.
Unsere sechs Künstler_innen sind in Bezug auf Geschlecht, Be_hinderung, Alter und ethnische Zugehörigkeit sehr unterschiedlich und arbeiten in verschiedenen Formaten wie Malerei, Bildhauerei, Fotografie, Sound, Performance, Installation und Poesie. Jeder von ihnen hat ein neues Werk geschaffen, welches das Thema „Verbindung“ aus seiner ganz eigenen Perspektive beleuchtet.
Macks Querfeldt erforscht in seinen multimedialen Collagen, wie wir alle mit dem Krieg verbunden sind, wie z. B. durch den aktuellen Konflikt in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf Angebots- und Nachfrageketten sowie der Notwendigkeit, sich zum Überleben mit anderen zu solidarisieren. In ähnlicher Weise erforscht Heike Bollig mit ihrer sozial engagierten Praxis die Rolle der gegenseitigen Verbindung durch die menschlichen Prozesse des Heilens und Reparierens. Catherine Rose Evans hingegen erforscht die Wissenschaft der Verbindung, indem sie Schwerkraft und Spannung durch die Manipulation alltäglicher Fundstücke untersucht. Wie wir durch Sprache und Kommunikation verbunden sind, wird schließlich von Rita Mazza mit einer visuellen Gebärdenperformance, von Dennis Meier mit einer poetischen Wandzeichnung mit Braille-Text und von Asako Shiroki mit ihren skulpturalen Installationen untersucht, welche die Wahrnehmung erforschen, indem sie als Übersetzer zwischen Mensch und dem natürlichen Wort fungieren.
Öffentliches Programm
Vernissage
Sa. 10. Juni
5-9 Uhr
Mit einer offiziellen Eröffnungsrede der Staatssekretärin für Sport Dr. Nicola Böcker-Giannini, feierten wir unsere Eröffnung mit Getränken und Musik von DJ Bertolt Meyer.
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Zugang als Motor
Mit. 21. Juni
19-20.30 Uhr
In Englisch, Deutsch und Deutsche Gebärdensprache
Bei dieser interaktiven, diskursiven Veranstaltung untersuchten Kate und Kirstin von Berlinklusion gemeinsam mit Nina Wiedemeyer (Bauhaus-Archiv) und den UNBOUND-Residenzkünstlern Dennis Meier und Andreas Krüger (Berlinische Galerie) das kreative Potenzial von Barrierefreiheit in der Kunst und gestalten die Zukunft der Berliner Kunstszene.
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Taktiler Ausstellungsrundgänge
jeden Freitag während der Ausstellung
16-17.30 Uhr
Auf Deutsch
Bei dieser 1,5-stündigen Führung durch die Ausstellung, die von Kirstin Broussard und Kate Brehme geleitet wurde, wurden taktile Modelle und Materialien sowie reichhaltige visuelle Beschreibungen der visuellen Elemente der Kunstwerke verwendet, um die Sinne zu stimulieren. Die Führungen waren für alle Besucher offen, wobei Menschen mit Sehbehinderungen Vorrang hatten.
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Finissage
So. 16. Juli
12-17 Uhr
Diese kostenlose und entspannte Veranstaltung markierte das Ende der Ausstellung und bot eine letzte Gelegenheit, die Künstler und Kuratoren bei Kaffee und Kuchen zu treffen. Im Rahmen der Finissage veranstalteten wir einen Drop-in-Workshop für Familien an unserem interaktiven Tisch und eine Kuratorenführung mit Kirstin und Kate auf Englisch (mit DGS-Dolmetschung).
Projektteam
Kuration: Kate Brehme und Kirstin Broussard von Berlinklusion
Produktionshilfe: Oona Burless
Graphikdesign: f450design.org
Fotografie: Jürgen Scheer
Mit danke an unsere Unterstützer: Kulturpartner CLB Berlin, Förderer Senatsverwaltung Sport und Inneres, und Stiftung Pfefferberg, Programm Unterstützung Bauhaus-Archiv und Diversity Arts Culture
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UNBOUND wird von der Senatsverwaltung für Sport und Inneres finanziert und ist Teil des 2023 Special Olympics Cultural Program.
und wird von den folgenden Partnern unterstützt
Mit besonderem Dank an unseren Kulturpartner:
Project image credit: From the „Seed Project“ by Kirstin Naomie Broussard
Fotos: Jürgen Scheer
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